Mahnmal

 

Neugestaltung des Platzes am Mahnmal

 

Im Frühjahr 2017 gestalteten einiger Vorstandsmitglieder der Schützenbruderschaft auf Anweisungen des Kirchenvorstandes den Platz vor dem Mahnmal an der Kirche neu. Jetzt passt sich der Platz wieder in das Gesamtbild vor der Kirche ein.


 

1. Geschichtlicher Rückblick über das Gedenken der Opfer des Ersten Weltkriegs in unserer Gemeinde.


Unter dem Eindruck des verlorenen Ersten Weltkrieges und der Sorgen um das tägliche Brot, bedingt durch steigende Preise, Geldentwertung und Inflation, durch Arbeitslosigkeit und politische Wirren, hatte kaum jemand Zeit, sich um ideelle Dinge zu kümmern. Als jedoch die erste Bedrängnis überstanden und eine gewisse Beruhigung eingetreten war, begann man, sich wieder ethischen Verpflichtungen und kulturellen Belangen zu öffnen. So wurde in der damaligen Weimarer Republik der Volkstrauertag, der das Andenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges auffrischen und wach halten sollte, von Seiten des Staates eingeführt.

 

 

 

Überall in deutschen Landen entstanden Kriegergedächtnisstätten. Auch in Helden ergriff der damalige Vikar Schmidt, der letzte Kaplan unter Dechant Sauer, die Initiative zur Errichtung einer Gedenkstätte. Unter Mitwirkung des Jungmännervereins, vordergründig unter dem Gesichtspunkt der Gebetsverpflichtung für die Toten, wurde von dem Bildhauer Belke aus Grevenbrück das Denkmal am linken „Seitenschiff“ unserer alten Kirche, gegenüber der Pieta, geschaffen. Schon die Wahl des Ortes – vorher stand dort ein altes Kirchengestühl – zeigt, dass neben dem dankbaren Gedenken die christliche Gebetsverpflichtung für die Verstorbenen bei der Errichtung an erster Stelle gestanden hat. Am Allerheiligentage 1927 weihte Vikar Schmidt, der inzwischen nach Bochum versetzt war, die Mahnstätte ein.

 

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, schafften diese den Volkstrauertag ab und führten stattdessen den Heldengedenktag ein. Schon diese Namensänderung zeigt, welchem Ziel das Gedenken der Kriegstoten dienen sollte. Die Gedächtnisstätte in unserem Gotteshaus ließ sich ganz und gar nicht für die nationalsozialistische Auffassung von Heldentum und „Opfertod für das Vaterland“ gebrauchen. So ist es nur allzu verständlich, dass man für das Heldengedenken aus nationalsozialistischer Sicht eine andere Stätte mit Opferschalen, Feuer und germanischer „Walhalla-Idee“ verlangte. Es entstand so jene Heldengedenkstätte an der Mecklinghauser Kurve, die am 7. Oktober 1935 anlässlich eines Erntedank- und NSV-Festes eingeweiht wurde.

 

Gottlob ist diese Stätte verfälschten Totengedenkens, die hintergründig die Glorifizierung des Soldatentodes forderte, in dieser Form nicht mehr vorhanden.

 

 

Das Mahnmal an der Außenfassade der Heldener Kirche
Das Mahnmal an der Außenfassade der Heldener Kirche

2. Unser jetziges Mahnmal in Helden

 

Wenn über das Mahnmal, das dem Gedenken all derer gewidmet ist, die Opfer der Kriege und der sinnlosen Gewalt, des politischen Terrors und der rassistischen Verfolgung geworden sind, geschrieben werden soll, erscheint es ratsam, ein Wort über das Totengedenken überhaupt zu sagen.

 

In unserer heutigen Zeit sind die Auffassungen darüber sehr geteilt. Beiträge des Fernsehens und der Presse sowie Diskussionen über diese Frage mit unseren jungen Mitbürgern zeigen, dass die einen jedes Totengedenken für sinnlos halten, die anderen wollen es nur unter gewissen Aspekten gelten lassen, während sehr viele die Erinnerung an diese Toten gewahrt wissen wollen. Letztere meinen, dass aus ethischen, sittlichen und religiösen Verpflichtungen das Gedenken an die Opfer der Gewalt wach gehalten werden müsse. Dabei wird der Aspekt des Heldentums, wie er in der Kaiser- und Nazizeit propagiert wurde, entschieden abgelehnt.

 

Die weitaus meisten Bürger unserer Gemeinde fühlten sich den Toten der Kriege dankbar verpflichtet. Sie verlangten spontan ein Mahnmal, das gewährleisten sollte, dass das Andenken an die Opfer der Kriege und der Gewalt in rechter Weise erhalten bleibt. Es sollte eine Gedächtnisstätte errichtet werden, die in erster Linie „mahnen“ sollte und die in keinster Weise von ihrer Gestaltung her die Idee des Heldentums und falschen Totengedenkens aufkommen lassen konnte.

Die Initiative zur Verwirklichung eines solchen Mahnmals – beschlossen in der Generalversammlung 1966 – übernahm die Schützenbruderschaft, die schon sei Jahren getreu ihrem Leitspruch „Glaube, Sitte und Heimat“ die Feiern für die Toten am alljährlichen Schützenfest und am Totensonntag gestaltet und durchgeführt hatte. Der Schützenvorstand, erweitert durch Vorstandsmitglieder der anderen örtlichen Vereine und durch Bürger aus den Ortschaften der Gemeinde, bildeten einen Ausschuss, dem die Verantwortung für die Errichtung eines Mahnmals übertragen wurde. Dieser Ausschuss, der dem Künstlerehepaar Hoffmann aus Attendorn in einer Besprechung seine Ideen und Vorstellungen über die Gestaltung des Mahnmals darlegte, erbat drei Entwürfe. Diese wurden nach Fertigstellung im Geschäft Belke ausgestellt. Die Bevölkerung hatte so Gelegenheit, sich damit zu befassen. In einer Dorfversammlung wurde über die Entwürfe diskutiert und derjenige, der nunmehr seit dem 13. August 1967 an unserer Kirche verwirklicht ist, ausgewählt. Auch über den Standort des Mahnmals wurde lange beraten und zuletzt der jetzige, nachdem das Generalvikariat in Paderborn seine Zustimmung gegeben hatte, auserwählt.

Wie sehr die Bewohner unserer Heimat eine Gedenkstätte für die Kriegstoten wünschten, zeigte die große Spendenfreudigkeit. Es wurden etwa 15.000 DM aufgebracht. Zudem boten viele Bürger bei der Erstellung des Mahnmals ihre Hilfe an.

 

So spricht heute diese würdige Gedenkstätte, die den Erdball in Flammen zeigt und zwischen den Flammen Kreuze der Versöhnung aufleuchten lässt, jeden Besucher unseres alten Gotteshauses und unseres Friedhofs an. Daneben beschwören die Worte „wir mahnen“ unsere Generation dafür zu sorgen, dass nie wieder uns Lebenden das Schicksal der Toten widerfahren möge. Die Toten mahnen aber auch, sie nicht zu vergessen. Sie bitten alle gläubigen Menschen um ein stilles Gedenken in Andacht und Gebet. Sie mahnen zur Wachsamkeit gegen Diktatur und Gewalt, gegen Terror und Radikalismus; sie mahnen zur Opferbereitschaft für Freiheit und Gerechtigkeit und die Erhaltung aller Werte und Ordnungen, die das Leben lebenswert machen.

 

So passt dieses Mahnzeichen mehr denn je in unsere heutige Zeit, wo schon wieder dunkle Wolken den Himmel der Freiheit und des Friedens überziehen, wo Unrecht und Gewalt sich breitmachen, wo Unfriede und Zerstörung statt Ordnung und Versöhnung Wurzeln zu schlagen beginnen. Möge der Ruf dieses Mahnmals von allen gehört und beherzigt werden.

 

In der Kirche vor der Pieta liegt ein Buch mit den Namen der Toten und Vermissten aus unserer Gemeinde aus, nach Monaten und Jahren geordnet, die Todesdaten der Kriegsopfer aus den beiden Weltkriegen enthält und gleichzeitig zum Gebet und gläubigen Gedenken auffordert. Möchten doch viele Lebende sich die Zeit nehmen, in diesem Buch zu lesen, damit sie in christlicher und dankbarer Liebe betend der Toten gedenken!

 

Sollten beide Anliegen – Mahnung zum Frieden und zum Gebet – Gehör und Beachtung finden, dann erfüllt dieses Mahnzeichen jenen Zweck, der ihm von allen, die zu seiner Einrichtung beigetragen haben, zugedacht ist.