Die alte Halle von innen
Die alte Halle von innen

Die alte Halle – Wohnbaracke wird zur Schützenhalle

 

Schon bald erkennt man in der Bruderschaft, dass das Feiern eines Festes in einem Tuchzelt in der Tat nur ein Notbehelf ist. Doch stärker als jede Wunschvorstellung erweist sich die Realität in Sachen Finanzen. Man muss sich nach der finanziellen Decke strecken, die einem vorgegeben ist. So gesehen, steht eine feste, massive Halle für die Schützenbruderschaft in weiter Ferne.

 

Doch da öffnet sich im Juni 1951 plötzlich eine günstige Gelegenheit. In Biggen bei Attendorn bietet der Freiherr von Fürstenberg einige Wohnbaracken, die als RAD-Baracken gedient hatten zum Kauf an.

 

Für den 29. Juni 1951 wird eine außerordentliche Generalversammlung der Schützenbruderschaft einberufen. Zwei Punkte stehen auf der Tagesordnung: 1. Kauf einer Wohnbaracke, 2. Pachtung eines Grundstückes, auf dem die Baracke aufgestellt werden kann. Nach ausführlicher Diskussion ist man von der Notwendigkeit bzw. Nützlichkeit eines Hallenbaues unter den augenblicklichen Vorraussetzungen überzeugt. Man beschließt den Kauf und am 2. Juli wird der Kaufvertrag abgeschlossen. Schützenmitglied Gottfried Belke hatte zwischenzeitlich der Bruderschaft zwei Grundstücke zur Pacht angeboten. Man wählt das größere Grundstück am Niederheldener Weg, unmittelbar am Ortsausgang.

 

Im Text des Pachtvertrages vom 15. Juli 1953 zwischen dem Gerbermeister Gottfried Belke und der Schützenbruderschaft heißt es u.a.:

„2. Durch die Abgabe des Grundstücks wird dem Besitzer Gottfried Belke die Futtergrundlage für eine Kuh soweit geschmälert, dass er sich für seine Familie eine gewisse Menge Milch zukaufen muss. Die Bruderschaft verpflichtet sich hierdurch, für den zur Verfügung gestellten Platz 500 Liter Milch an Gottfried Belke zu liefern, bzw. er ist berechtigt, die Milch selbst zu kaufen und den jeweils gültigen Kleinverkaufspreis von der Bruderschaft einzuziehen. Bei Vertragsabschluss ist ein Preis von 0,36 DM je Liter maßgebend, so dass der jährlich zu zahlende Betrag 180 DM beträgt. Eine Schwankung von 10% mach unten oder oben soll unberücksichtigt bleiben“.

 

Nun setzen eine Gemeinschaftsarbeit und eine Gemeinschaftsleistung ein, die höchste Anerkennung verdienen. Mehrere Arbeitsgruppen werden gebildet. Die einen brechen die gekaufte Baracke ab, Kolonnen von Pferdefuhrwerken bringen das Material nach Helden, wieder andere führen die Ausschachtungsarbeiten auf dem Hallengrundstück aus, um die Fundamente für den Außensockel und die Stützpfeiler legen zu können.

 

Die Baracke dient sozusagen als die beiden Außen- oder Seitenschiffe, dagegen wird das Mittelschiff in einer Weite von 8 m, in einer Höhe von 7 m und in einer Länge von 35 m ganz neu erstellt.

 

Am 20. Juli, so hat es das Protokoll festgehalten, ist die Grundsteinlegung und schon am 21. August ist das Richtfest. „Für alle Schützenbrüder war es ein besonderer Festanlass, hatten doch alle durch ihre Arbeitsleistung oder durch Stellung eines Vertreters zum Gelingen beigetragen. Die Handwerker der Bruderschaft und manch anderer Schützenbruder verdienen ein besonderes Lob“.

Anteilschein zur Finanzierung
Anteilschein zur Finanzierung

Am 2. September, zugleich mit Beginn des Erntedank/Schützenfestes findet die kirchliche und weltliche Einweihung der neuen Schützenhalle statt. Der Chronist bemerkt: „Dieses erste Fest in der neuen Halle wird allen in guter Erinnerung bleiben“. Ebenso anerkennenswert wie die manuellen Dienstleistungen sind die finanziellen Opfer, die jeder Schützenbruder trägt. Um die Schulden nicht zu hoch schnellen zu lassen, werden sogenannte Baby-Bons im Wert von je 10 DM ausgegeben. Sie sollen zurückbezahlt werden, wenn die Bruderschaft einen Überschuss erwirtschaften sollte. Selbst Bürgen für ein aufzunehmendes Darlehn melden sich freiwillig. Alle Waldbesitzer werden ersucht, Bauholz zu stiften.

So ist die Erstellung dieser Halle in des Wortes wahrster Bedeutung ein Gemeinschaftswerk.

 

In den folgenden Jahren wird der Innenausbau vorangetrieben. Schon im Jahre 1953 wird die Halle durch neue Wirtschaftsräume wie Schankraum, Essraum und Küche sowie Toiletten erweitert. Diese zuletzt genannten Räume werden im Jahre 1969 mit einem Kostenaufwand von rund 40.000 DM umgebaut und auf den neuesten Stand gebracht.

 

Das Hallengrundstück, das die Bruderschaft bisher in Erbpacht hatte, wird im Jahre 1972 käuflich erworben. Wieder greifen die Schützenbrüder tief in ihre Taschen. Jeder Schützenbruder spendete 100 DM für den Grundstückskauf. Auch die Stadtväter der Stadt Attendorn, der wir seit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1967 angemeindet sind, wissen um die Bedeutung solche Gemeinschaftseinrichtungen. Sie bewilligen Zuschüsse zum Hallenumbau von je 10.000 DM in den Jahren 1970 und 1971 und unterstützen den Grundstückskauf mit 6.666 DM. Im Übrigen dokumentieren die bis zum heutigen Tag andauernden freiwilligen Zuwendungen aus dem Stadthaushalt an die hallenunterhaltenden Vereine des Stadtgebietes den hohen Stellenwert, den Rat und Verwaltung diesen Gemeinschaftseinrichtungen beimessen. Dafür sei an dieser Stelle herzlich Dank gesagt.

 

Überschüsse aus dem Festbuch 1973, sowie Gewinne aus Erntedankfest/Gänsereiten und zwei Dorfgemeinschaftsfesten in den Jahren 1976 und 1977 ließen die finanziellen Situation erträglich gestalten. So wuchs der Mut für eine zukunftsweisende Entscheidung: Der Bau einer neuen Halle an alter Stelle wurde beschlossen!